Hummelschwärmer und Honigbiene im Natternkopfgebiet
Hummelschwärmer und Rostfarbiger Dickkopffalter am Natternkopf
Mittlerer Weinschwärmer am Natternkopf
Skabiosenschwärmer
Taubenschwänzchen im Natternkopfgebiet
Taubenschwänzchen am Natternkopf
Wilde Alb - Hummelschwärmer und Dickkopffalter
In meinem bevorzugten Fotogebiet, einem NSG am Albtrauf mit größtenteils südexponierten Wiesen- und Gebüschflächen, fiel mir in einem abseits gelegenen Bereich ein außergewöhnlich großer Natternkopfbestand auf, ein Paradies für all jene, die auf Nektar und Pollen angewiesen sind, aber auch ein äußerst interessantes Gebiet für Räuber, die nur auf eine Unachtsamkeit ihrer Beute warten. Dort hielten sich Hummeln, Bienen, Schmetterlinge sowie insbesondere sehr viele Taubenschwänzchen auf, eine Art, die ich schon vorher, jedoch mit nur mäßigem Erfolg, fotografiert habe. Ihre hohe Fluggeschwindigkeit, die kurze und schwer vorhersehbare Verweildauer an den Blüten sowie der schnelle Wechsel in den Lebensräumen setzen Grenzen.
An diesem Tag war ich jedoch in einem übersichtlichen Gelände in Hanglage unterwegs, und die Herausforderung bestand darin, das Gebiet in einer Situation des Überflusses einzugrenzen. Normalerweise bin ich nicht der Ansitzjäger, dazu fehlt mir oftmals die Geduld, aber hier wurden mir schnell Notwendigkeit und Chancen einer klaren Fokussierung klar. Es galt also, das Verhalten der Taubenschwänzchen in diesem Habitat zunächst genau zu beobachten, den Fotobereich zu begrenzen, die Ausrüstung aufzubauen, zu warten, flexibel zu reagieren und zu hoffen.
Die Auswertung am Abend erbrachte durchaus zufriedenstellende Resultate: Bilder bei der Nektaraufnahme und Flugbilder zwischen den Blüten. Doch da waren die Ansprüche des Wilde Alb-Projekts: Was reicht über Fotos hinaus, die die Arten in ihren Lebensräumen lediglich dokumentieren, auch wenn sie sehr schwierig zu fotografieren sind? Auf einigen bereits ausgesonderten Bildern waren mehrere Individuen zu sehen. Und das brachte mich auf die Idee, mehrere Taubenschwänzchen am Natternkopf zu fotografieren.
Hierfür nahm ich am nächsten Tag meine erweiterte Ausrüstung mit, insbesondere mein Zweitgehäuse für Geländeaufnahmen, mein Standardgehäuse mit Teleobjektiv, welches sich auch als hervorragendes Objektiv für Makroaufnahmen erwiesen hat, insbesondere, wenn diese naturverträglich nur aus größerer Distanz möglich sind, wie das in NSG idR nur möglich ist, sowie mein Stativ für Makroaufnahmen. Von Weitem sah ich schon einen guten Bekannten, von dem ich weiß: Wenn H.-M. im Gras mit einem Fotoapparat im Anschlag liegt, handelt es sich stets um eine besondere Art. Dieses Mal war es ein Kurzschwänziger Bläuling.
Bei den Natternköpfen waren u.a. die Taubenschwänzchen erneut sehr zahlreich aktiv. Nach einer intensiven und ergiebigen Beobachtungs- und Fotosession habe ich mein Equipment eingepackt und war bereit für den Rückweg. Ein letzter Blick durch das Fernglas, welches ich aufgrund meiner ornithologischen Interessen immer dabeihabe, da sah ich plötzlich inmitten der Natternköpfe einen Falter, ähnlich groß wie ein Taubenschwänzchen, dessen Färbung jedoch anders war und der sich später als Hummelschwärmer herausgestellt hat. „Wow!“ Entgegen meines Prinzips: „Eingepackt bleibt eingepackt“ hatte ich die Ausrüstung sehr schnell wieder zur Hand und dabei immer den Hummelschwärmer im Blick. Er flog etwas langsamer, und seine Nahrungsquellen waren weniger vorhersehbar. Es schien, als würde er bereits von Weitem erkennen, welche Blüten sich lohnen und welche nicht. Die Taubenschwänzchen waren nicht mehr anwesend, der Hummelschwärmer, weitere Schmetterlinge (u.a. ein Kommafalter sowie ein noch später eintreffender Mittlerer Weinschwärmer) hatten das Habitat für sich.
Zuhause zeigten sich zufriedenstellende Bilder, mit mehreren Individuen am Natternkopf. Für den Auswahlprozess entschied ich mich für ein Popobild des Hummelschwärmers, bei dem aber gleichzeitig ein Rostfarbiger Dickkopffalter im Anflug auf den Natternkopf zu sehen ist.
Fazit: Ich konnte innerhalb von nur einer Stunde zwei für mich bis dahin unbekannte Arten entdecken (Hummelschwärmer, Mittlerer Weinschwärmer) und eine faszinierende Vielfalt an Flugaufnahmen mit meinem Teleobjektiv machen. Bedingungen waren die Wiederkehr in ein vermeintlich bekanntes Gebiet, das eher zufällige Treffen eines Bekannten mit umfangreichen Artenkenntnissen, sowie – letztlich – Geduld und Glück, was die Schärfentiefe bei mehreren Motiven betrifft, aber auch das Verständnis im familiären Umfeld, dass die zeitlichen Vereinbarungen – mal wieder – nicht eingehalten worden sind.
Ausblick: Im letzten Jahr wurden in dem NSG drastische Maßnahmen zur Entbuschung vorgenommen. Es bleibt daher abzuwarten, ob und wie die geplanten Projekte "Räuber und Opfer“ sowie „Nachtleben“ dort oder in anderen Gebieten umgesetzt werden können. Zudem konnte ich in einem anderen Gebiet einen seltenen Verwandten des Hummelschwärmers entdecken und fotografieren: den Skabiosenschwärmer.
Ich komme auf jeden Fall wieder!